In den letzten 25 Jahren haben sich über 17 Millionen Europäer in einem anderen EU-Land niedergelassen. Ob um dort zu arbeiten oder den Abend des Lebens dort zu verbringen oder aus welchem Grund auch immer. Diese Entwicklung wurde durch europäische Grundfreiheiten, Reisefreiheit und Niederlassungsfreiheit befeuert. Die innereuropäische Migration sei daher immer viel höher als die außereuropäische, sagt Professor Ettore Recchi, für Soziologe am Sciences Po in Paris. Ein europäisches Land zeichnet sich außerdem eindeutig durch seine tolerante Haltung gegenüber Einwanderern aus, sagt Recchi über Spanien:
„Ich möchte nicht davon sprechen, dass es eine Ausnahmeerscheinung ist, aber wahr ist, dass es auffällig ist, wie tolerant sich Spanien gegenüber Migranten verhält, obwohl das Land durch eine ökonomische Krise gegangen ist. Normalerweise führt das zu Ausländerfeindlichkeit, aber das war in Spanien nicht der Fall und warum das so ist, das muss erst noch erforscht werden.“
Für die lokale Bevölkerung bedeutet die europäische Binnenmigration kein Risiko. Niemand würde seinen Status verlieren. Anders sieht es mit der zunehmenden Migration aus Drittländern aus. 2016, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, haben allein in Deutschland fast 750.000 Menschen Asyl beantragt. In absoluten Zahlen war Deutschland das Land in der EU, in dem die meisten Flüchtlinge aufgenommen wurden. In Vergleich zur Bevölkerung hat Schweden jedoch die höchste Solidarität ausgeübt, gefolgt von Deutschland, Österreich und Malta.
Frankreich nimmt auch viele Menschen auf, aber vergleichsweise wenige Asylbewerber. Die Migration in Frankreich sei eine juristische. Die Leute würden kommen, weil sie ein gesetzliches Recht darauf haben. Positive Asylentscheidungen sind selten. Der Grund dafür ist im Wesentlichen die koloniale Vergangenheit des Landes und das Fehlen einer karitativen Willkommenskultur in Frankreich.
Außerdem fehlt ein bürgerschaftliches Engagement auf lokaler Ebene. Die Bürger sehen nur den Staat als verantwortlich für den Umgang mit Flüchtlingen. In Deutschland trägt die Zivilgesellschaft viel mehr Verantwortung. Im Umgang mit der Flüchtlingskrise, die alle europäischen Länder betrifft, könnte es kaum Lösungsmuster geben.